...die Kunstwiese ist Kraftplatz, Experimentierfeld, Begegnungszone,

Spielwiese, Veranstaltungsort und ständiger "work in progress"

Talos Kedl

 

Die Idee – Das Konzept – Das Licht

 

Die Vision, einen eigenen Skulpturenpark anzulegen, hatte ich beim Schaffen meiner Großplastiken. Schon als Kind war ich fasziniert von Orten, an denen Skulpturen im Freien stehen, sich entfalten und mit ihrer Umgebung in Dialog treten können.

 

Meine Arbeiten sind unregelmäßig, undurchschaubar und bieten von jeder Seite neue Einblicke und Überraschungen. Sie wollen sich harmonisch ausbreiten und so hatte ich für sie immer eine freie Wiese im Kopf, auf der sie wie zufällig angeordnet Raum finden.

 

2010 habe ich das an den Skulpturenpark meines Vaters angrenzende Grundstück für mein Projekt nutzbar gemacht: Bäume wurden gefällt, Wurzelstöcke ausgehoben, es wurde gerodet, gebaggert, geackert, planiert und gesät. Wie auch in meiner plastischen Arbeit habe ich bei der Gestaltung meiner Kunstwiese, ihrer Erweiterung und auch bei ihrer Bespielung weder ein festes Konzept noch konkrete Pläne gehabt.

 

Ich bin von einer Grundidee ausgegangen und habe die definitiven Entscheidungen von Platzierung, Bepflanzung meinem Bauchgefühl überlassen und während der konkreten Arbeit getroffen. Erst kürzlich habe ich die blickdichte Nadelbaumhecke, die beide Grundstücke trennt, aufgerissen und damit spannende Durchblicke geschaffen. Es ist gelungen, den Park meines Vaters und meine Wiese außerhalb jeder Konkurrenz in Eintracht und Ergänzung zueinander sehen zu können.

 

Meine Absicht war kein Museum, sondern vielmehr ein „work in progress“, eine Situation, die ständig in Veränderung bleibt. Die Plastiken selbst haben auf ihren Sockeln nicht ihren letzten Bestimmungsort gefunden. Sie reisen zu Ausstellungen oder finden ein neues Zuhause, es kommen neue hinzu oder sie tauschen ihre Plätze. Wechselt auch nur eine meiner Figuren ihren Ort, so beeinflusst das die Beziehung der übrigen Plastiken zueinander und somit den Charakter der gesamten Kunstwiese. Das ist es, was für mich den Ort lebendig und immer in Spannung hält.

 

Abhängig von Jahreszeit, Sonnenstand, Grad der Bewölkung verändert jede Plastik ihre Aura, ihren Charakter. Prallt die Sonne auf das Kupfer, treten Gelbtöne hervor, die Konturen werden schärfer, das Material wirkt fest. Mit dem Abend kommen immer mehr Rottöne hervor, die kupferne Außenhaut wirkt weicher, fragiler. Bis sie letztlich in der Nacht mit ihren schwarzen Silhouetten wie außerirdische, dämonische Wächter über das Grundstück wachen. Während die Arbeiten vom Frühjahr bis in den Herbst mit der Wiese und den umliegenden Bäumen verschmelzen, treten sie im Winter stärker hervor und heben sich von ihrer Umgebung wie mächtige Riesen ab.